U-Bahn100: Erste Fahrt im Moving Block
Alle 100 Sekunden kommt eine U-Bahn. Das ist der Kern des Projektes U-Bahn100, mit dem die HOCHBAHN den Betrieb im Bestandsnetz automatisiert. Ende 2027 soll das zunächst auf der Stammstrecke von U2 und U4 zwischen den Haltestellen Horner Rennbahn und Jungfernstieg technisch umgesetzt werden. Damit kann die Fahrgastkapazität auf dem fahrgaststärksten Abschnitt der Hamburger U-Bahn (bis zu 90.000 Fahrgäste pro Tag) um bis zu 50 Prozent gesteigert werden. Der derzeit engstmögliche Takt liegt bei 2,5 Minuten (150 Sekunden).
Auf dem U-Bahn-Versuchsgleis der HOCHBAHN zwischen Farmsen und Berne fand heute die erste öffentliche Testfahrt mit dem neuen Zugsicherungssystem CBTC statt. Die Züge werden hierbei von einer zentralen Leitstelle gesteuert und können in einem variablen Sicherheitsabstand fahren. Fahrpersonal ist weiterhin an Bord und für den Fahrgastwechsel an den Haltestellen verantwortlich. Zwischen den Haltestellen fahren die U-Bahnen automatisch.
Jens-Günter Lang, Technik-Vorstand der HOCHBAHN: „Mit der Automatisierung des Bestandsnetzes werden wir ein neues Niveau erreichen. Das schafft vor allem mehr Fahrgastkomfort durch mehr Platz für die Fahrgäste und noch kürzere Wartezeiten am Bahnsteig. Die erste öffentliche Testfahrt hat heute gezeigt, dass das System einwandfrei funktioniert.“
Eine wesentliche Voraussetzung für die technische Umsetzung ist das Fahren im Moving Block. Bislang müssen U-Bahnen immer einen festgelegten Abstand zum vorausfahrenden Zug einhalten. Dafür sind auf der Strecke feste Blöcke definiert, in denen sich immer nur ein Zug bewegen darf. Innerhalb des Projektes U-Bahn100 wird ein komplett neues Zugsicherungssystem eingeführt. Im neuen CBTC-System (Communication-Based Train Control) kommunizieren die Züge miteinander und jeder Zug sendet permanent seine genaue Position und die Geschwindigkeit an das zentrale Leitsystem. Das ermöglicht, dass die U-Bahnen in einem angepassten Sicherheitsabstand fahren können. Dies bedeutet, dass mehr Züge gleichzeitig auf der Strecke fahren können – bei gleichem Sicherheitsstandard.
Jan Bremen, HOCHBAHN-Projektleiter U-Bahn100: „Entscheidend für das Projekt ist der hohe Sicherheitsstandard, den wir auch im Moving Block sicherstellen müssen. Dafür muss das System fehlerfrei arbeiten und wird von uns auf Herz und Niere getestet.“ Das neue System CBTC wird – das zeigen die Erfahrungen auf der Elizabeth Line in London oder der S-Bahn in Kopenhagen – Störungen verringern und einen stabileren und verlässlicheren Betrieb ermöglichen.
Die zweite Voraussetzung für die U-Bahn im 100-Sekunden-Takt ist die Ausrüstung der Strecke. Seit September 2024 werden auf der gesamten U4 von den Elbbrücken bis zur Horner Geest und auf der U2 zwischen Mümmelmannsberg und Christuskirche sechs Stellwerke auf den automatisierten Betrieb umgestellt und erweitert. 21 Haltestellen und 25 Kilometer Strecke werden auf das Zusammenspiel zwischen U-Bahn-Fahrzeugen, Streckeninfrastruktur und Stellwerken vorbereitet. Hierbei übernehmen 400 im Gleisbett verschraubte „Balisen“ die exakte Ortung der Fahrzeuge, 160 Kilometer Kabel verbinden 250 an der Strecke installierte „Access Points“, die künftig die Kommunikation zwischen Stellwerk und Fahrzeug ermöglichen. Die U2-Strecke zwischen Horner Rennbahn und Mümmelmannsberg wird bis 2030 ausgerüstet werden.
Parallel zum Ausbau der Strecke werden auch die 163 DT5-Fahrzeuge umgerüstet. Die Fahrzeugumrüstung erfolgt am Alstom-Standort in Salzgitter. Die DT4-Fahrzeuge, deren Umrüstung sich wirtschaftlich nicht mehr lohnt und die in der Zukunft schrittweise vom DT6 abgelöst werden, kommen auf den automatisierten Strecken nicht mehr zum Einsatz. Die DT6-Fahrzeuge werden ab Werk mit dem CBTC-System ausgestattet sein.
Das Investitionsvolumen für das Projekt U-Bahn100, das bis 2029 abgeschlossen sein wird, beträgt rund 200 Millionen Euro. Die HOCHBAHN strebt eine Bundesförderung (GVFG) an.