U-Bahn100: Ausbau der Infrastruktur startet
Alle 100 Sekunden eine U-Bahn. So leistungsfähig soll das U-Bahn-Angebot der Zukunft auf der U2/U4-Stammstrecke zwischen der Hamburger Innenstadt und der Horner Rennbahn werden. Das bedeutet bis zu 50 Prozent mehr Fahrgastkapazität auf einem der fahrgaststärksten U-Bahn-Abschnitte Hamburgs (bis zu 90.000 Fahrgäste pro Tag), sobald die U4-Verlängerung auf die Horner Geest im Herbst 2027 in Betrieb gehen wird.
Für das Projekt U-Bahn100 der Hamburger Hochbahn AG (HOCHBAHN) muss die technische Infrastruktur umgerüstet und ausgebaut werden. Auf der gesamten U4 von den Elbbrücken bis zur Horner Geest und auf der U2 zwischen Mümmelmannsberg und Christuskirche werden 6 Stellwerke auf den automatisierten Betrieb umgestellt und erweitert. 21 Haltestellen und 25 Kilometer Strecke werden auf das Zusammenspiel zwischen U-Bahn[1]Fahrzeugen, Streckeninfrastruktur und Stellwerken vorbereitet. Hierbei übernehmen 400 im Gleisbett verschraubte „Balisen“ die exakte Ortung der Fahrzeuge, 160 Kilometer Kabel verbinden 250 an der Strecke installierte „Access Points“, die die Kommunikation zwischen Stellwerk und Fahrzeug ermöglichen.
Jens-Günter Lang, Technik-Vorstand der HOCHBAHN: „Die heute symbolisch angebrachte erste Balise an der U4-Haltestelle Elbbrücken markiert den Startschuss für die Digitalisierung des Hamburger U-Bahn-Netzes. Damit schaffen wir nicht nur mehr Fahrgastkapazität, sondern auch einen Takt, der jeden Fahrplan überflüssig macht.“
Anjes Tjarks, Senator für Verkehr und Mobilitätswende und HOCHBAHN-Aufsichtsratsvorsitzender: „Gemeinsam schaffen wir Hamburgs U-Bahn der Zukunft: digital, schnell, mit geräumigen Wagen und moderner Technik. Wir binden mit der U4 auf dem Grasbrook und der Horner Geest nicht nur ganze Stadtteile neu an das U-Bahnnetz an, sondern rüsten auch die gemeinsame Bestandsstrecke von U4 und U2 zwischen Horner Rennbahn und der Innenstadt digital auf, um sie für die Fahrgäste noch besser zu machen. Mit der neuen Technik können künftig bis zu sechs Züge in zehn Minuten fahren: in jede Richtung alle 100 Sekunden eine U-Bahn. Für die Fahrgäste bedeutet das: kaum noch Wartezeit am Bahnsteig, mehr Platz im Zug und eine schnelle, komfortable Fahrt zum Ziel.“
Die Automatisierung des U-Bahn-Betriebes wird die Fahrerinnen und Fahrer nicht ersetzen. Sie werden weiterhin für den Fahrgastwechsel verantwortlich sein und können im Bedarfsfall eingreifen. Die Fahrt selbst wird vollautomatisch und über Rechner gesteuert erfolgen. Nur so ist der 100-Sekunden-Takt erreichbar. Im heutigen Betrieb liegt der engstmögliche Regeltakt bei 2,5-Minuten. Die vom Bestandsnetz unabhängige U5 wird hingegen vollautomatisch, also ohne Fahrerinnen und Fahrer, fahren.
Neben der technischen Ausrüstung der Infrastruktur müssen auch die U-Bahn-Fahrzeuge für den automatisierten Betrieb umgerüstet werden. Alle 163 DT5- Fahrzeuge werden sukzessive mit neuen Bordrechnern sowie zusätzlichen Displays und Antennen ausgerüstet. Die ersten ausgerüsteten Fahrzeuge werden ab kommenden Montag (23. September 2024) im U-Bahn-Netz unterwegs sein. Die neuen DT6-Fahrzeuge, die vor kurzem von der HOCHBAHN geordert wurden, werden von vornherein auf den automatisierten Betrieb ausgerichtet sein. Für die DT4-Fahrzeuge, die ab Mitte des Jahrzehnts nach und nach durch die DT6 ersetzt werden, ist eine Umrüstung wirtschaftlich und technisch nicht sinnvoll, sie werden nicht mehr auf der U2/U4 eingesetzt. Das Investitionsvolumen für das Projekt U-Bahn100, das bis 2029 abgeschlossen sein wird, beträgt rund 200 Millionen Euro.
U-Bahn100 wird neben der Digitalisierung von Strecke und Schiene, die automatische Fahrten im Modus GoA2 (Grades of Automation) ermöglichen, eine komplett neue Zugsicherungstechnologie einsetzen. Im Gegensatz zur heutigen Zugsicherung, bei der nachfolgende U-Bahnen immer in Blöcken mit festgelegtem Abstand zueinander fahren müssen, schafft das System „Moving Block“ ein System, in dem U-Bahnen miteinander kommunzieren und in einem bewegten Raumabstand fahren können. Das neue System CBTC (Communication-Based Train Control) wird – das zeigen die Erfahrungen auf der Elizabeth Line in London oder der S-Bahn in Kopenhagen – Störungen verringern und einen stabileren und verlässlicheren Betrieb ermöglichen.