Weichen stellen für die Mobilitätswende
Neuer Fahrgastrekord bei der HOCHBAHN. Im Jahresverlauf 2024 nutzten 551 Millionen Fahrgäste die Busse und U-Bahn des zweitgrößten deutschen Nahverkehrsunternehmens. Im Vorjahr waren es 527 Millionen. Das entspricht einer Steigerung um 4,6 Prozent. Das Geschäftsjahr 2024 der HOCHBAHN war von einer positiven Umsatzentwicklung aufgrund steigender Kompensationszahlungen für das Deutschlandticket geprägt. Besonders zu Buche schlagen hier die Ausgleichszahlungen für die Schüler-Tickets in Höhe von 16,4 Millionen Euro. In der Folge stieg der Umsatz von 587,7 Millionen Euro (2023) um 14 Prozent auf 669,6 Millionen Euro (2024).
Die positive Umsatzentwicklung und unternehmerische Maßnahmen zur Kostenbegrenzung ermöglichten der HOCHBAHN, ein mit dem Vorjahr vergleichbares Wirtschaftsergebnis zu erreichen. Der Ausgleichsbetrag der Freien und Hansestadt Hamburg lag für das Jahr 2024 bei 286,6 Millionen Euro, nach 295 Millionen Euro im Vorjahr.
Robert Henrich, Vorstandsvorsitzender der HOCHBAHN: „Die steigenden Fahrgastzahlen zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Immer mehr Menschen entscheiden sich, ihre Wege mit uns zurückzulegen und das eigene Auto stehen zu lassen. Wir haben im vergangenen Jahr wichtige Weichen gestellt, um das Unternehmen noch kundennäher auszurichten. Die Echtzeitposition unserer Verkehrsmittel in der hvv switch-App und die verlässliche Störungsinformation als Pushfunktion sind nur zwei Beispiele dafür. Weitere Maßnahmen im Rahmen des Projekts „Auskunft 2.0“ sind personalisierte Störungsinformationen in der App und die Anzeige der Fahrzeugauslastung, die wir in diesem Jahr angehen. Für die kundenzentrierte Ausrichtung des Unternehmens arbeiten wir seit diesem Frühjahr intern zudem mit einem umfassenden Kennzahlen-Steuerungssystem. Im Oktober werden wir diese Zahlen auch auf unserer Webseite veröffentlichen und damit der Öffentlichkeit transparent machen, wo wir auf dem Weg zur Mobilitätswende stehen.“
Anjes Tjarks, Hamburgs Senator für Verkehr und Mobilitätswende und HOCHBAHN-Aufsichtsratsvorsitzender: „Der Öffentliche Nahverkehr ist in Hamburg so stark nachgefragt wie nie zuvor: 1,1 Milliarden Menschen nutzten 2024 Angebote im hvv. Davon fuhren 551 Millionen Fahrgäste mit Bussen und Bahnen der Hochbahn. Diese Rekordwerte zeigen uns, dass wir mit unserem Mobilitätsmix auf dem richtigen Weg sind. Die nachhaltigen Investitionen der Hochbahn in Infrastruktur, Angebot, Sicherheit und Komfort sind nicht nur Investitionen in die Zukunft, sondern gleichzeitig auch ein Versprechen für die Zukunft: Für eine vollautomatische U5 mit modernen neuen Wagen. Für höhere Taktungen auf den stark nachgefragten Linien U2 und U4. Für Expressbusse, die schnelle Querverbindungen in der gesamten Stadt bieten. Für mehr Echtzeit-Daten auf dem Nutzer-Handy zur Position der Busse. Und für autonom fahrende Kleinbusse sowie für smarte Tickets per App. Gemeinsam bauen wir den ÖPNV der Zukunft, nah am Fahrgast, digital und komfortabel.“
Bei den Fahrgastzahlen hat die HOCHBAHN eine Umstellung ihrer Berichtszahlen vorgenommen. Ab sofort werden die Fahrgäste als Summe aller Einstiegsvorgänge unabhängig vom Betriebszweig Bus oder U-Bahn gezählt. Die Erfassung erfolgt über ein automatisches Fahrgastzählsystem, das an den Eingängen der Fahrzeuge angebracht ist. Damit entsprechen die Zahlen nun der im hvv üblichen Systematik. Zuvor waren die Fahrgäste pro Betriebszweig berechnet worden.
Rekordinvestitionen im Jahr 2025: 1,37 Milliarden Euro
Im Jahr 2024 hat die HOCHBAHN auf Rekordniveau investiert: 658,4 Millionen Euro flossen in den Ausbau der Infrastruktur und der Fahrzeugflotte – sowohl im Bus- als auch im U-Bahnsektor. Die Realisierungsquote lag bei knapp 70 Prozent. Weniger investieren als geplant musste die HOCHBAHN im vergangenen Jahr vor allem im Bereich U-Bahn100 und DT6-Anschaffung, weil hier die Zeitpläne mit der U4-Verlängerung synchronisiert wurden. Für das laufende Jahr sind Investitionen in Höhe von rund 1,37 Milliarden Euro geplant. Bei einer ähnlich hohen Realisierungsquote würde die HOCHBAHN dann erstmals rund 1 Milliarde Euro innerhalb eines Jahres in den Ausbau des Mobilitätsangebotes in Hamburg investieren.
Mit den Investitionsmitteln werden der Bau der U4 und U5 vorangetrieben, die ersten U-Bahn-Fahrzeuge der neuen DT6-Generation sowie die Umstellung auf eine emissionsfreie Busflotte finanziert und die dafür notwendigen infrastrukturellen Voraussetzungen geschaffen.
Die wichtigstem Investitionsprojekte im Überblick
U4 Horner Geest: Im abgelaufenen Jahr wurde unter anderem das Kreuzungsbauwerk zur Ausfädelung auf die Horner Geest fertig gebaut. In diesem Jahr konzentrieren sich die Arbeiten auf den zweiten Bauabschnitt. Schon im Juli kann auf der ersten Haltestelle Richtfest gefeiert werden. In diesem Jahr sind Investitionen in Höhe von 364,2 Millionen Euro geplant.
U4 Grasbrook: In Kürze wird die HOCHBAHN die Planfeststellungsunterlagen für den Sprung über die Elbe und den Bau der neuen Haltestelle Grasbrook über dem Moldauhafen einreichen.
U5: Die Arbeiten zum Bau der insgesamt 25 Kilometer langen Strecke laufen im ersten Abschnitt (Bramfeld – City Nord) auf Hochtouren. Im Juli startet in Steilshoop der Bau der fünften neuen Haltestelle. Geplante Investitionen 2025: 386,6 Millionen Euro.
U-Bahn100: Mit dem Projekt U-Bahn100 digitalisiert die HOCHBAHN den Betrieb auf der U2 zwischen Mümmelmannsberg und Christuskirche sowie die komplette U4. Damit kann künftig auf der Stammstrecke von U2 und U4 alle 100 Sekunden eine U-Bahn fahren. Im vergangenen Jahr startete die Ausrüstung der Strecke. Im laufenden Jahr plant die HOCHBAHN mit Investitionen in Höhe von 45 Millionen Euro.
Neue U-Bahn-Fahrzeuge: Die neueste Fahrzeuggeneration, den DT6, wird es in zwei Varianten geben. Bis zu 250 Fahrzeuge werden von Fahrpersonal bedient (DT6-F) und sind für das Bestandsnetz geplant. Sie werden unter anderem den DT4 nach und nach ablösen. Bis zu 120 Fahrzeuge sind für den vollautomatischen Betrieb auf der U5 vorgesehen (DT6-A). Geplant ist im laufenden Jahr ein Investitionsvolumen von 322,1 Millionen Euro.
Betriebshöfe und Werkstätten: Aktuell baut die HOCHBAHN unter anderem den ersten komplett emissionsfreien Busbetriebshof in Meiendorf, rüstet die bestehenden Busbetriebshöfe mit E-Ladeinfrastruktur aus und baut einen neuen technischen Betriebshof am Rübenkamp. Geplante Investitionen 2025: 152,4 Millionen Euro.
Emissionsfreie Busflotte: Aktuell fahren bei der HOCHBAHN 377 der rund 1 100 Busse (34 Prozent) emissionsfrei. Der Anteil soll bis zum Jahresende mit dann 425 E-Bussen auf 40 Prozent steigen. Für die neuen Busse investiert die HOCHBAHN im laufenden Jahr rund 132,8 Millionen Euro.
Merle Schmidt-Brunn, HOCHBAHN-Vorständin für Finanzen und Nachhaltigkeit: „Mit diesen hohen Investitionen schaffen wir die notwendigen Voraussetzungen für die Mobilitätswende. Allein unser U-Bahn-Netz erweitern wir um rund ein Drittel. Gleichzeitig wollen wir unsere Busflotte auf emissionsfreie Antriebe umstellen. Das hat aber auch Konsequenzen. Mit den Investitionen in Milliardenhöhe werden die daraus folgenden Abschreibungen und Zinszahlungen das Wirtschaftsergebnis der kommenden Jahre nachhaltig belasten. Das gut mit der Freien und Hansestadt Hamburg durchzusteuern, wird eine der wesentlichen Herausforderungen der kommenden Dekade sein.“
E-Bus-Strategie wird fortgeschrieben
Seit 2020 bestellt die HOCHBAHN ausschließlich emissionsfreie Busse. Der erste serienreife Bus fuhr ab 2019 in Hamburg. Diese Spitzenstellung hat Hamburg weiter ausgebaut. Ende 2024 fuhren in Hamburg 567 emissionsfreie Busse von HOCHBAHN und vhh mobility. Erst mit weitem Abstand folgten Köln (247), Berlin (227), Wiesbaden (120) und Frankfurt (93).
Im laufenden Jahr wird die HOCHBAHN weiter massiv in den Ausbau der Flotte investieren, auch wenn die Kosten für die emissionsfreien Busse entgegen den Erwartungen nicht gesunken sind. Sie betragen immer noch das 2,5-3-fache konventioneller Dieselbusse. Gleichzeitig herrscht noch keine Klarheit über die Fortsetzung und Ausgestaltung der erforderlichen Bundesförderung.
Um die finanziellen Belastungen im Rahmen zu halten, hat die HOCHBAHN ihre
E-Bus-Strategie fortgeschrieben und ein Maßnahmenpaket geschnürt:
- Auch künftig wird die HOCHBAHN nur emissionsfreie Busse anschaffen.
- Busse werden je nach Fahrzeugtyp ein bis drei Jahre später ausgemustert. Damit reagiert die HOCHBAHN auf die deutlich längere Haltbarkeit der Fahrzeuge, wie sie auch im Pkw-Bereich zu beobachten ist. Die Busse werden künftig bis zu 15 Jahre lang eingesetzt.
- Mit der Industrie führt die HOCHBAHN Gespräche, um perspektivisch auch für die 21-Meter-Großraumbusse eine emissionsfreie Alternative zu haben. Ein derartiges Angebot gibt es auf dem europäischen Markt derzeit noch nicht. Aktuell sind bei der HOCHBAHN 93 CapaCityL als Großraumbusse im Einsatz.
- Alle noch in Betrieb befindlichen Dieselbusse werden ab dem kommenden Jahr als Übergangslösung auf HVO (Hydrotreated Vegetable Oils) umgestellt. Die Umstellung wird 2029 abgeschlossen sein.
Merle Schmidt-Brunn: „Die Fortschreibung unserer E-Bus-Strategie bietet eine realistische Perspektive für unseren Beitrag zu den Hamburger Klimazielen. Mit der zusätzlichen Umstellung der noch mit Diesel betriebenen Busse auf HVO machen wir einen wichtigen Schritt auf dem Weg zur vollständigen Elektrifizierung. Anders als andere Städte bleiben wir in Hamburg aber auch dabei, nur noch emissionsfreie Busse anzuschaffen. Gleichzeitig können wir die finanziellen Belastungen begrenzen. Jetzt kommt es darauf an, möglichst schnell eine Nachfolgelösung für die ausgelaufene Bundesförderung zu finden.“
Autonome Busse für die Mobilitätswende
Seit Oktober 2023 läuft das vom Bund mit rund 26 Millionen Euro geförderte Projekt ALIKE. In diesem Projekt sollen bis zum Ende des kommenden Jahres
10-20 autonom fahrende Shuttle eingesetzt werden. Die HOCHBAHN als Konsortialführer arbeitet hier mit dem Fahrzeughersteller HOLON zusammen. Das innerstädtische Bediengebiet ist festgelegt, die HOCHBAHN hat mit dem Bau eines Betriebshofes in Barmbek begonnen. Im Herbst sollen die ersten Testfahrten starten, bevor dann im kommenden Jahr Fahrgäste mit an Bord dürfen.
Robert Henrich: „Es zeichnet sich ab, dass autonomes Fahren die Mobilität massiv verändern wird. Wir werden aus dem ALIKE-Projekt viel lernen. Aber es muss weiter gehen: die HOCHBAHN hat deshalb eine Strategie entworfen, wie wir uns der Herausforderung stellen wollen und das Beste aus dieser Technologie für Hamburg herauszuholen ist. Mit dieser Strategie wird die Rolle Hamburgs als Modellregion Mobilität weiter gestärkt, denn sie wird auch wichtige Impulse für die Branche setzen. Vorstellen werden wir die Strategie gemeinsam mit unserem Branchenverband VDV im Rahmen der am Wochenende startenden internationalen Mobilitätskonferenz UITP.“
Vom 15. bis 18. Juni wird der weitweit größte Mobilitätskongress mit mehr als 10 000 Fachbesuchern in Hamburg stattfinden. Zuvor, am 14. Juni, findet das Mobility Festival rund um den Jungfernstieg statt. Hier können alle Hamburgerinnen und Hamburger sich ein Bild von der Mobilität von morgen machen.